13.
Oktober 2012
"Dave
Davis"
Pressetext (Fränkische Nachrichten vom 15. Oktober
2012)
In der Toilette sind wir
alle gleich
"Ich sehe die deutschen Menschen mit
afrikanischen Augen." Im "Seitenbacher kleines Forum" in Buchen durften
die Zuschauer am Samstagabend die Perspektive wechseln und versuchen,
die Welt mit den Augen des in Köln geborenen Kabarettisten Dave Davis zu
sehen. Dieser trat zwar offiziell als Toilettenmann Motombo Umbokko auf
die Bühne, legte aber sein weißes Häubchen, das ihn als solchen
kenntlich machte, die meiste Zeit über ab. Stattdessen plauderte und
sang er äußerst kurzweilig über Erlebtes, Erfahrenes, Gehörtes und
Erfundenes.
So könnten die Europäer von den
Afrikanern sehr gut lernen, wie man durch eine Krise komme. Denn in
Afrika fürchte man sich nicht vor der Altersarmut, weil dort herrsche
Dauerarmut.
Wolle sich der Afrikaner entspannen,
gehe er ins Freie, der Deutsche dagegen in etwas hinein, zum Beispiel in
den Zoo, ins Kino oder eben in die Sauna, hat Motombo beobachtet. In
diesem Zusammenhang erzählte er von seinem ersten Saunabesuch in einem
Fitnesstempel. Er verirrte sich, mit gelber Badehose bekleidet, in die
"Seniorensauna für Frauen", aus der er sofort vertrieben wurde.
Anschließend in der Männersauna wurde er Zeuge eines Aufgusses.
Schließlich ergriff er die Flucht und beschloss, nie mehr in eine Sauna
zu gehen.
Zwischen den erzählten Episoden griff
Dave Davis immer wieder zur Gitarre oder setzte sich ans E-Piano. Die
Zuschauer durften mitklatschen oder auch mitsingen. Darüber hinaus bezog
er das Publikum immer wieder in das Programm ein, oder versuchte dies
zumindest. Als er nach Singles fragte, hob nur ein 17-Jähriger die Hand.
Auf der Suche nach Schwule outete sich keiner im Publikum. Dennoch
entwickelte sich stellenweise ein munterer Dialog, in dem Dave Davis mit
seiner Schlagfertigkeit die Zuschauer zum Lachen brachte.
Und auch eine Prise
Gesellschaftskritik fehlte nicht in dem Programm des 37-jährigen
Kabarettisten. So bedauerte er, dass viele Menschen im Alter einsam
werden. Er schilderte auf humorvolle und liebevolle Weise die Begegnung
mit einer alten Dame, die er ins Altenheim bekleidete. Dort bot er an,
eine Theater-AG zu gründen mit Stücken wie "Findet Oma" oder "Die
fröhliche Welt der Amnesie". Sein Vorschlag wurde jedoch abgelehnt.
"Du darfst in Deutschland nicht mehr
sagen, was du denkst und willst", stellte Motombo fest. So seien Worte
wie "Negerkuss" und "Zigeunerschnitzel" mit einem Tabu belegt. Und wie
soll man einen Menschen mit dunkler Hautfarbe nennen? Etwa
Maximal-Pigmentierter? Dann wären alle Weißen Minder-Pigmentierte. Das
Wort "Farbiger" sei ungeeignet. Denn auch Weiße seien Farbige, auch wenn
sie nur nach Schweinchenrosa ausschauen.
"Bei Motombo geht es allen gut",
endete schließlich das eineinhalbstündige Programm mit einem gefühlvoll
gesungenen Lied - und mit der Erkenntnis: "In der Toilette sind wir alle
gleich."
zur Galerie