24. Mai 2014 "Marek Fis"
Pressetext (Fränkische Nachrichten vom 26. Mai 2014)

 

Abend voller Klischees und Kuriositäten

Schonungslos, derb und vor allem stets politisch unkorrekt - diese Worte beschreiben am besten das Bühnenprogramm "Baustelle Europa - Ein Pole packt ein/aus" des polnischen Comedians Marek Fis. Am Samstag präsentierte er es im Seitenbacher Forum in Buchen.

Als Comedian polnischer Abstammung stellt sich Marek Fis, der mit bürgerlichem Namen Wojciech Oleszczak heißt, als personifiziertes Klischee dar. Der selbst ernannte "Ostblock Latino", der stets eine unförmige, graue Jogginghose trägt, präsentierte sich als Verlierertyp, betrat die Bühne mit einer Plastikeinkaufstasche in der einen und einem Glas Wodka in der anderen Hand.

Vorurteile aufs Korn genommen
Kein Vorurteil blieb unausgesprochen, sei es seine Vorliebe für Wodka, seine frühere Karriere als Spargelstecher oder seine negativen Erfahrungen mit Finanzämtern, GEZ und Schufa.

Auch das deutsche Spießbürgertum, die zwanghafte Pünktlichkeit, den Hang zum Meckern und zu übertriebener politischer Korrektheit wusste der Pole auf humorvolle Weise zu thematisieren und zu überzeichnen. Er behauptete sogar, dass auf einer polnischen Beerdigung bessere Stimmung sei als auf einer deutschen Hochzeit. So reihte sich Witz an Witz und Klischee an Klischee, so dass durch die wunderbar selbstironische Art des Comedians die Lachmuskeln des Publikums stark strapaziert wurden. Gleichzeitig wurden Barrieren zwischen Polen und Deutschen abgebaut.

Alle bekamen ihr Fett weg
Doch nicht nur Deutschland und Polen bekamen ihr Fett weg, vielmehr betrachtete er den gesamten Ostblock auf schonungslose Art und Weise. Darunter fiel auch Wladimir Putin, von dem der Comedian behauptete, als Geburtstagsgeschenk ein Stück der Ukraine angeboten bekommen zu haben.

"In Deutschland ist schon prominent, wer denselben Stromanbieter hat wie Oliver Kahn" Mit diesen Worten holte Marek Fis zum Rundumschlag gegen die deutsche TV-Landschaft und vermeintliche Prominenz aus, wobei auch die deutsche Nationalmannschaft nicht ungeschoren davon kam. Dabei zeigte sich der Pole, der nach eigenen Angaben schon länger in Deutschland lebt als Angela Merkel, als herausragender Parodist und als Sprachtalent, das zwischen den unterschiedlichsten Akzenten und Dialekten hin und her wechseln kann, sei es Sächsisch, Bayrisch oder eben Deutsch mit einem starken polnischen Akzent.

Aber nicht nur sein selbstironischer, schonungslos-derber Humor war es, der das Publikum begeisterte. Es war auch sein voller Körpereinsatz bei der Darbietung seines bereits zur Fußball-EM 2012 veröffentlichten Songs "Fußball Polka". Es war sein direkter Kontakt zum Publikum, seine Art, es in das Programm mit einzubeziehen, Fragen zu stellen und manchmal charmante, manchmal böse Kommentare über einzelne Zuschauer loszulassen.

Und so bot er einen kurzweiligen, unterhaltsamen Abend voller Klischees und Kuriositäten, an dem Polen und Deutsche nicht nur übereinander, sondern vor allem auch miteinander lachen konnten.
 

 


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